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Lebenskrisen

Heute kann ich rückblickend sagen — und das mit großer Überzeugung:

Jede Krise im menschlichen Leben birgt die Möglichkeit zur persönlichen Entwicklung.

Sie kann den Zugang zu eigenen Fähigkeiten eröffnen, von denen wir oft noch nichts wussten.
Sie lässt uns eine Ahnung gewinnen vom Numinosen — im Außen wie im Innen.
Sie weitet unseren Blick auf die Welt und auf den eigenen Lebensweg.

Jede Krise kann ein Wendepunkt sein.

 

C. G. Jung, der grosse schweizer Tiefenpsychologe über Seele und Heilung:
 

  • Viele psychische Störungen, besonders in der Lebensmitte, wurzeln laut Jung in einem Mangel an innerer, seelischer Orientierung / Verwurzelung.

  • Der moderne Mensch leidet, weil ihm das fehlt, was früher eine lebendige Religion den Menschen gab: Sinn, Tiefe, Verbindung zum "Göttlichen", was immer das auch für jeden sein mag.
    Warum laufen heute viele Menschen von den Kirchen weg? Weil es dort auch einfach nur um dogmatischen "Glauben", aber nicht um eigene, lebendige Erfahrung geht. Weil die Lehren vertrocknet sind, zu theoretischen Konstrukten. 

  • Jung betont: Keine echte Heilung geschieht, ohne dass der Mensch zu einer inneren geistigen Haltung findet – nicht im dogmatischen, sondern im existenziellen, erfahrbaren Sinne.

  • Er nennt das Selbst das Zentrum der Psyche – das in der Tiefe eine wesenhafte, erfahrbare Dimension hat.

  • Wird dieser eigene,  innere "Wesenskern" verdrängt oder ignoriert, „vertrocknet die Seele“.

  • Wenn es zur Sinnlosigkeit kommt - kann es zur Krise kommen - vor allem im mittleren Alter

 



Und auch Goethe wusste schon:

„Wär’ nicht das Auge sonnenhaft,
Wie könnten wir das Licht erblicken?“

„Wär’ nicht in uns Gottes Kraft,
Wie könnt’ uns Göttliches entzücken?“



 

Kernsatz von Jung:

„Die seelischen Krisen meiner Patienten in der Lebensmitte hatten fast immer damit zu tun, dass ihnen ein innerer Zugang zu Sinn, Tiefe und geistiger Orientierung fehlte.“


Jede Krise kann ein Moment sein, in dem wir den existenziellen Fragen des Lebens nicht mehr ausweichen.
Gerade darin liegt eine große Chance der Wandlung.

Es kann der Beginn einer "Heldenreise" sein — wie Joseph Campbell sie beschrieben hat —
ein innerer Weg, den viele große Meister, Heilige und Mystiker gegangen sind.

Und auch diese Meister waren zuvor "normale" Menschen:
sie litten unter den Bedingungen der Welt, durchlebten tiefgreifende Krisen,
und erst daraus erwuchs der Mut, die großen Fragen zu stellen:

  • über Leben und Tod

  • über Mensch und das Göttliche

  • über Vergänglichkeit und Ewigkeit

  • über Anhaftung und Freiheit

  • über das Irdische und die Transzendenz
     

Erst als sie ihre Krisen annahmen —
erst als sie Ängsten und Schmerzen nicht mehr auswichen, sondern bewusst in den Prozess einstimmten —
konnte sich Wandlung vollziehen.

Und auch hier war Goethe ein grosser Geist: 


"Und wer dies nicht hat - dies "Stirb und Werde" 
der ist doch nur ein trüber Gast auf dieser Erde"

Und so begann für sie ein ganz eigener innerer Weg,
den letztlich jeder Mensch nur selbst, in eigener Verantwortung und freier Entscheidung, gehen kann.

 

Dabei können sich mit der Zeit Erfahrungen öffnen,
die Einblick geben in Ebenen, die dem Alltagsbewusstsein sonst meist verborgen bleiben:

das Unbegreifliche, das Nicht-Fassbare —
jenes, was jeder nur selbst erfahren, nicht aber vollständig in Worte fassen kann.

 

Mein verehrter Lehrer im Geiste, Karlfried Graf Dürckheim, sprach sinngemäß von:

„Dem Weg der Wandlung — hin zum ureigensten Kern des Menschseins.“

Auf einem solchen Weg können sich numinose Erfahrungen zeigen,
oft überraschend, nicht planbar und nicht erzwingbar.

 

Ich möchte Mut machen, sich dem eigenen inneren Weg zu öffnen.
Bereit zu sein für das, was unser Menschsein jenseits des Alltags noch in sich trägt.

Welche Form der Praxis man dafür wählt, ist zweitrangig.
Jede ernsthafte und regelmäßig gelebte Übung im Sinne des eigenen Weges kann sehr wirksam sein.

Kein Weg ist besser oder schlechter als ein anderer.
Das wussten die Mystiker aller Zeiten — ihre Sprache klingt bis heute durch die Jahrhunderte.

„Es ist die Tragik vieler Menschen,
dass ihnen ihr eigenes Wesen unbekannt bleibt,
weil Ratio und Intellekt ihnen den Zugang zur inneren Stille und Tiefe verschließen.“

Eine solche innere Entfremdung führt oft zu einem Gefühl von Getrenntsein:

  • von sich selbst

  • vom tieferen Sinn

  • von einem ursprünglicheren Erleben
     

Doch es ist möglich, diesen Weg zur eigenen Tiefe wieder aufzunehmen —
zu jener Quelle, die in das Überweltliche hineinragt,
zu jener inneren Stille, die wieder beheimaten kann.

Meditation kann dabei eine Praxis sein, die diesen Zugang öffnet.
Sie bietet Raum für stille, vertiefende Erfahrungen —
die sich auf dem Weg der Übung individuell entfalten können.

Nicht vorhersehbar, nicht steuerbar —
sondern als Geschenk an jenen, der bereit ist, sich einzulassen.

Wenn wir unser „Welt-Ich“ für einen Moment loslassen —
wenn wir in der Übung offen werden —
dann kann sich unsere tiefere Natur zeigen.

Zusammenfassung von Gedanken Karlfried Graf Dürckheims und C.G.Jungs
(inspiriert u. a. durch: „Der Alltag als Übung“, „Hara“, „Vom doppelten Ursprung des Menschen“)

Hinweis:
Meine Angebote verstehen sich als Wegbegleitung und Persönlichkeitsentwicklung.
Sie ersetzen keine ärztliche, psychotherapeutische oder psychiatrische Behandlung.

Über die Übung und Begriffserklärungen 

In Japan sagt man:

Damit etwas im ursprünglich gemeinten Sinne „religiös“ werden kann, braucht es nur zwei Dinge.
Es muss einfach und ewig wiederholbar sein.

 

Was ist damit gemeint?
 

Wenn wir etwas tun, das einfach ist und ewig wiederholbar, hat das zur Folge, dass wir den bewertenden, unterscheidenden Alltagsgeist langsam, aber sicher einschläfern – während wir in unserer Wahrnehmung wacher und klarer werden.
Vielleicht sogar wacher als sonst, wenn wir im Alltag in tausenden Gedanken, Vorstellungen, Annahmen und Überlegungen verstrickt sind.

 

Das wussten die Meister aller Zeiten – und zwar in ganz unterschiedlichen Kulturen und deren geistigen Übungswegen gleichermaßen.
 

Ebenso kann uns in diesem entleerten Geisteszustand etwas „vom ganz Anderen“ berühren – wenn wir wahrhaft gelassen sind und dennoch in fester Form, in der richtigen Spannung.
Diese Form, diese lebendige Spannung in der leeren Gelassenheit, ist nur durch regelmäßige Übung zu erreichen.

Es gibt verschiedene Phasen, verschiedene Phänomene, denen der Übende begegnet. Und es braucht eine Haltung, die nach Wahrheit strebt.

Eine begonnene Übung, die nur darauf abzielt, „schöne Momente“ zu erleben, oder zu erzwingen, wird nicht von Dauer sein.
Auch die innere Haltung – "Was will ich eigentlich von dieser Übung?" – muss tiefer reichen.

 

Ramakrishna, ein indischer Heiliger, sagte sinngemäß:

„Bitte nicht um dies und das – nur damit es dir in dieser oder jener Lebenssituation angenehmer wird.
Bitte nach der Erkenntnis des Ursprungs aller Dinge.
Lass einzig diese Frage deinen Durst nach Wahrheit nähren.
Bitte nicht um weltliche Dinge – bitte einzig um Erkenntnis. Erkenntnis deiner selbst, der Essenz der Dinge und des Universums.“

 

So ein Üben wird Früchte tragen.
So ein Üben wird dich über das „Gut und Böse“ dieser Welt hinausführen.

Irre, wie sehr sich die Worte der verschiedenen Meister zu verschiedenen Zeiten ähneln.
Denn auch Karlfried Graf Dürckheim sagte:


„Wenn dir das Numinose begegnet, wirst du eine Freude kennenlernen und einen Sinn, der über Sinn und Unsinn dieser Welt hinausgeht.“

 

Auch Dōgen, ein großer Zen-Meister, schreibt in einem Gedicht:
 

„...dann wirst du weit über Verblendung und Erleuchtung hinausgehen
und abseits der Pfade des Gewöhnlichen und Heiligen,
wirst du dich augenblicklich frei bewegen können...“

 

Es geht also um eine uns rational (noch) unsichtbare Wirklichkeit und Freiheit – und um einen Sinn, der über Sinn und Unsinn dieser Welt hinausgeht.

Wow! 

 

Einer täglichen Übung nachzugehen, die die Bedingungen und den Nährboden für solche Erfahrungen bereitet (im christlichen Sinn: den Acker bestellt),
dazu bedienten sich die Meister verschiedener Techniken und Werkzeuge.
Doch sie alle sollen im Grunde nur eines bewirken:

Das „Welt-Ich“ einschläfern, loslassen – damit in der Leere des Geistes das hervortreten kann, was wir im eigentlichen Wesen sind.

Was kein Wort oder Aussagen im Sinne einer vollendeten Grammatik beschreiben kann. 

Man kann es nur – jeder nur für sich selbst – erfahren.

Dafür ist die tägliche Übung in meinen Augen unersetzlich.

Karlfried Graf Dürckheim, von dem ich viel über das Wesen der Übung gelernt habe, sagte:
 

„Es ist wie eine Perle, die auf den Faden aufgefädelt wird.
10-mal etwas gemacht – 10 Perlen.
10-mal nichts mehr gemacht – leerer Faden.
Wir haben keinen Besitzanspruch."


Wir können uns nur durch die tägliche Übung "abschleifen"

 

„Von selbst fallen Körper und Geist ab,
und das ursprüngliche Antlitz erscheint.
Wenn du dies zu erlangen wünschst, so übe eilends Zazen.“


— Dōgen Zenji - 

 

Nur durch tägliches Üben kann so etwas wie ein Rhythmus entstehen –
ein Rhythmus, der wie ein Blasebalg ins (spirituelle) Feuer pustet.
Hört man nach einmal Blasen wieder auf, werden wohl niemals Flammen hochschlagen.
Bläst man aber kontinuierlich, in gleichbleibendem Rhythmus in die kleine Glut,
dann können irgendwann – meist plötzlich – die ersten Flammen auflodern.

So verhält es sich auch mit der Übung.
 

Hakuin Zenji, ein großer Zen-Meister des 17. Jahrhunderts, beschrieb es so:
 

„Das Studium des Zen ist, wie wenn man aus Holz Feuer schlägt.
Der weiseste Weg ist, direkt drauflos zu arbeiten, ohne innezuhalten.
Wenn du beim ersten Anzeichen von Hitze unterbrichst und dann wieder,
wenn das erste Strähnchen Rauch erscheint,
wirst du nie einen Funken sehen – auch wenn du jahrelang weiterarbeitest.“

 

Und weiter:
 

„Mein Heimatort liegt nahe dem Meeresufer, kaum hundert Schritte vom Strand entfernt.
Stell dir vor, ein Mann aus meinem Dorf ist bekümmert, weil er den Geschmack des Meerwassers nicht kennt,
und möchte hingehen, um es zu kosten.
Wenn er umkehrt, nachdem er nur wenige oder auch hundert Schritte getan hat –
wird er in einem dieser Fälle je den bitteren, salzigen Geschmack des Meeres kosten?
Aber wenn ein Mann – und käme er auch von so weit her wie den Koshu-Bergen –
geradeaus weitergeht, ohne stehen zu bleiben,
wird er innerhalb weniger Tage die Küste erreichen.
Und in dem Augenblick, wo er den Finger ins Meer taucht und ihn ableckt,
wird er schlagartig den Geschmack des Wassers der fernen und der nahen Meere,
der südlichen Strände und der nördlichen Ufer,
ja, alles Meerwasser der ganzen Welt kennen.“

 

Ich kann nur jedem empfehlen, mit dieser Haltung zu üben.
Meist ist die Motivation erst dann stark genug, wenn uns eine Lebenskrise ereilt –
und wir den existenziellen Fragen nicht mehr ausweichen können:

 

-Was ist diese Welt eigentlich – und was ihr Sinn?
-Wer bin ich – und was ist der Sinn meines Daseins?
-Wo war ich vor meiner Geburt?
-Wo werde ich sein nach meinem Tod?

 

Solange der Mensch noch mit dem „Spielen“ in der Welt beschäftigt ist –
Ruhm, materielle Wünsche, das Suchen nach Glück in weltlichen (vergänglichen) Dingen,
solange wird er herumtapsen und nicht genug Kraft aufbringen,
um den Rhythmus des „Feuermachens“ zu beginnen und zu halten.

 

Ramakrishna erzählte dazu einmal folgende provokante Geschichte:
 

„Kannst du für Gott weinen – mit intensivem Verlangen?
Die Menschen vergießen eimerweise Tränen für Kinder, Partner, Geld usw.,
doch wer weint für Gott?
Solange das Kind mit seinen Spielsachen beschäftigt ist,
befasst sich die Mutter mit Kochen und Haushaltsarbeit.
Wenn das Kind jedoch keine Lust mehr auf seine Spielsachen hat,
sie wegwirft und laut nach der Mutter weint,
kann sie nicht länger in der Küche bleiben.
Sie nimmt den Kochtopf vom Feuer und rennt schnell zum Kind, um es in die Arme zu nehmen.“

 

Was er damit ausdrücken wollte:

Eine gewisse Grundnot macht uns erst wirklich bereit – und gibt uns die Kraft für dauerhafte Übung.
Bis dahin ist „spirituelle Übung“ nichts anderes als Wellness.

 

Auch Meister Eckhart, ein christlicher Mystiker des Mittelalters, sagte:

„Das Leid ist die größte Triebfeder zu Gott.“

Und nochmal Hakuin:
 

„Für das Studium des Zen gibt es drei grundlegende Voraussetzungen:

Erstens: eine starke Wurzel des Vertrauens.
Zweitens: eine große Kugel des Zweifels.
Drittens: großen Mut.


Ein Mensch, dem eine dieser drei fehlt, ist wie ein dreibeiniger Kessel mit einem gebrochenen Bein.“

Was ist die Wurzel des Vertrauens?
Nichts Geringeres als das Vertrauen,
dass jeder Mensch die Buddha-Natur in sich trägt –
(jenes Prinzip, das im Buddhismus so benannt wird; Jesus sprach vom „Vater“ oder: „Das Himmelreich ist inwendig in euch.“) –
eine Natur, die erkannt werden kann.

 

Und dass es ein Grundprinzip gibt, das der Mensch vollkommen durchdringen kann. Den Urgrund im eigenen Inneren. 
Doch selbst aufrichtiges Vertrauen allein genügt nicht:
Wer den Koans nicht mit konzentriertem Zweifel begegnet, wird sie nicht durchdringen.

Und auch die Kugel des Zweifels muss letztlich vom Mut zerschmettert werden"
 

Doch muss es denn unbedingt Zazen sein?
Karlfried Graf Dürckheim sagte ganz klar: Nein!

 

  • Es kann der tägliche, ganz bewusste Waldspaziergang sein

  • Es kann das mantrische Singen oder Wiederholen eines heiligen Wortes sein

  • Es kann tägliches Zazen sein

  • Es kann das alte Jesus-Gebet in ständiger Wiederholung sein

  • Es kann achtsames Musikhören sein – Musik, die uns tief berührt

  • Es kann tägliches achtsames Handauflegen bei uns selbst oder bei anderen sein

  • Es kann eine wiederkehrende, einfache Arbeit sein

  • Es kann das ewige Malen gerader Striche auf weißem Papier sein

… und vieles mehr – aber:
 

Es muss einfach und es muss täglich sein! 
 

Und da sind wir wieder am Anfang:

Es muss einfach, wiederholbar und täglich sein.

Dann kann aus aufsteigendem Rauch ein Glimmen werden –
aus dem Glimmen eine Glut,
und aus der Glut Flammen, die emporschnellen.




 

Religion:
 

Wenn ich auf meiner Seite das Wort „Religion“ verwende,
dann meine ich es im ursprünglichen Sinn –
nicht im allgemeinen Sprachgebrauch, der meist mit den Dogmen der „Kirche“ verknüpft ist.

 

Das Wort Religion stammt aus dem Lateinischen – mit zwei bedeutungsvollen Ursprüngen:
 

  1. "religare" = wieder verbinden
    → re = wieder
    → ligare = binden, verbinden

     

  2.  „relegere“ = sorgfältig beachten, überdenken, sammeln

     

Religion bedeutet also im Ursprung:
Wieder-Verbindung / Rückanbindung / Sammlung / Achtsamkeit

 

Mit sich selbst.
Mit dem Ursprung.
Mit dem göttlichen Prinzip.
Mit dem Leben.

In diesem Sinne ist Religion kein System, oder "nur Glauben",
sondern eine Bewegung, eine wiederkehrende Praxis – eine (Wieder)Rückkehr zur Einheit, zur Essenz, zur Quelle.

Ist doch interessant, das das Wort "Yoga" - "Anjochen" bedeutet, vom Wortursprung her. Eben - "anjochen an den Ursprung oder das Absolute" 

 

Genau das meinen auch:

Zen, Taoismus, Sufismus, Kabbala, Platonismus, Yoga, Mystik, Kontemplation und Meditation im Allgemeinen. Die mystischen, praktischen Übungen der jeweiligen Religionen (hier wieder im allgemeinen Verständnis).

Also "Glaube / Kirche" vs. "Erfahrung / Mystik" 

 

Religion = Rückbindung an das, was größer ist als das Ich – aber wesentlich in der eigenen Bewusstseinstiefe wohnt.
 

Diese Unterscheidung finde ich sehr wichtig,
denn der ursprüngliche Ansatz ist im allgemeinen Bewusstsein fast verschwunden.
Sobald man „Religion“ sagt, denkt man sofort an „die Kirchen“ der verschiedenen Religionen.

In meinem Sinne – oder so, wie es ursprünglich gemeint war –
ist „Religion“ gleichzusetzen mit Mystik –
oder im ursprünglichen Sinn mit Esoterik (nicht im modernen, kommerziellen Sinn einer verruchten Randbewegung die sich mit abstrusen Dingen beschäftigen...)

Auch Esoterik meint im Ursprung des Wortes: 


Esoterik:

 

"Der Begriff leitet sich vom griechischen Adverb ‚eso‘ (innen) ab. Genauer aus dessen Komparativ ‚esotero‘ (tiefer innen) Es wird damit ein im Innersten verborgenes Geheimnis angesprochen. In der ursprünglichen Bedeutung wird unter Esoterik die Suche jedes Menschen nach dieser letzten, im innersten verborgenen Wahrheit verstanden. Willigis Jäger (1991) unterscheidet zwischen esoterischer und exoterischer Spiritualität. Unter Esoterik versteht er eine auf direkte Gotteserfahrung aufbauende Religiosität, der Esoteriker ist also ein Mensch, der sich auf den Weg gemacht hat, das Göttliche in sich und in allem zu erfahren. Exoterik bezeichnet im Gegensatz dazu eine Religiosität, die auf Schriften, Dogmen, Ritual oder Symbol beruht, wie dies in den meisten sogenannten Staatsreligionen der Fall ist.

Der Begriff der Esoterik wurde in den letzten zwei Jahrzehnten durch die sogenannte „Esoterikwelle“ sehr verwässert, mit allerlei negativen Auswüchsen und Scharlatanerie. Im normalen Sprachgebrauch versteht man heute unter Esoterik ein unüberblickbares Sammelsurium an verschiedenen Natur-Heilmethoden (z.B. Edelsteintherapie, Aura Soma, diverse Energiebehandlungen), Rückbesinnung auf alte Traditionen (Kelten, Hexen, Schamanismus etc.), diverse okkulte Praktiken, Astrologie und ganz allgemein die Beschäftigung mit Spiritualität. Die Transpersonale Psychologie versteht den Begriff der Esoterik im ursprünglichen Sinn und im Sinne Willigis Jägers (1991)."
Danke an den Autor dieses Textes: Hans Peter Weidinger

So sehen wir hier die Parallelen von:

- Esoterik vs. Exoterik
- Erfahrung vs. Glaube 
- Mystik vs. Kirche



Auch Okkultismus war mal anders gemeint als es heue Verstanden wird. 

Okkultismus: 


Die ursprüngliche Definition von Okkultismus stammt aus dem Lateinischen Wort „occultus“, was bedeutet:
„verborgen“, „geheim“, „verdeckt“.

Im klassischen, ursprünglichen Sinne meint Okkultismus die Lehre oder das Wissen von verborgenen (nicht sichtbaren) Wirklichkeiten, die hinter der physischen Welt stehen. Es geht also nicht um „Magie“ im heutigen populären Sinne, sondern um eine geistige Wissenschaft, die sich mit den tieferen, unsichtbaren Zusammenhängen der Natur, des Menschen und des Kosmos beschäftigt.
 

Ursprüngliche Merkmale des Okkultismus:
 

  • Geistige Schulung: Der Okkultismus wurde als innerer Erkenntnisweg verstanden, ähnlich wie Mystik oder Gnosis.

  • Esoterisches Wissen: Es handelt sich um Wissen, das nicht allgemein zugänglich ist – nicht, weil es elitär sein soll, sondern weil es durch innere Reifung erschlossen werden muss.

  • Unsichtbare Wirkkräfte: Okkultisten beschäftigten sich mit seelischen, geistigen und kosmischen Kräften, z.B. den „feinstofflichen Ebenen“, „Astralkörpern“, oder dem „Weltäther“.

  • Selbsterkenntnis und Welterkenntnis: Ziel war nicht Machtausübung, sondern das Erkennen des wahren Selbst und des spirituellen Ursprungs der Welt.
     

Wichtige Strömungen und Vertreter:
 

  • Hermetik (z. B. die „Tabula Smaragdina“)

  • Alchemie (nicht nur materiell, sondern auch seelisch-spirituell gemeint)

  • Kabbala, Rosenkreuzertum, Theosophie, Anthroposophie

  • Meister Eckhart, Jakob Böhme, Paracelsus, später Eliphas Lévi, Rudolf Steiner, Madame Blavatsky
     

Wichtig:
 

Okkultismus im ursprünglichen Sinn ist nicht mit düsteren, magisch-esoterischen Praktiken gleichzusetzen, wie sie heute oft im medialen oder popkulturellen Kontext erscheinen. Ursprünglicher Okkultismus war in vielen Fällen ein spiritueller Schulungsweg, der ähnlich wie der Zen, der Yoga oder die christliche Mystik das Ziel hatte:

Erkenntnis des Höheren – durch die Wandlung des Menschen.

Wir sehen also, dass vieles was wir heute so im allgemeinen unter Worten verstehen, gar nicht deren Ursprung verständlich macht, worum es da eigentlich mal ging. 
Deswegen ist es mir ein Anliegen, immer wieder diese Begriffsklärungen vorzunehmen, damit in solche alten, komplexen Themen ein wenig Ordnung hinein kommt. 



Urchristentum in diesem Sinne okkult? 


Das ist eine sehr interessante und tiefgehende Frage – und die Antwort lautet: Im ursprünglichen Sinne von "okkult" – ja, teilweise durchaus.

 

Was bedeutet das genau?
 

Die Urchristen – insbesondere die frühen mystischen und gnostischen Strömungen im ersten und zweiten Jahrhundert – beschäftigten sich mit:
 

  • Innerer Erkenntnis (Gnosis)

  • Der verborgenen (okkulten) Bedeutung der Lehren Jesu

  • Transformation des Selbst durch geistige Schulung, Askese und Kontemplation

  • Geistigen Ebenen jenseits der sichtbaren Welt

  • Symbolsprache, Gleichnissen, Geheimlehre
     

All das entspricht dem ursprünglichen Verständnis von Okkultismus:

Das Streben nach Erkenntnis einer verborgenen Wirklichkeit, die nur durch innere Reifung erschlossen werden kann.

Wer waren solche „okkulten Urchristen“?
 

1. Gnostiker

Gruppen wie die Valentinianer oder die Sethianer (1.–3. Jh. n. Chr.) glaubten, dass das göttliche Licht im Menschen verborgen sei – und durch „Gnosis“ (geistige Erkenntnis) befreit werden müsse.
Sie betrachteten viele biblische Geschichten als symbolisch – nicht buchstäblich.

 

2. Mystiker der Wüste

Die Wüstenväter (ab dem 3. Jh.) suchten die innere Verbindung zu Gott durch Rückzug, Schweigen, kontemplatives Gebet – ein Weg der „inneren Alchemie“.
 

3. Johannes-Evangelium und Offenbarung

Diese Schriften sind voll von symbolischer, vielschichtiger Sprache und mystischen Bildern, die sich nicht rein rational erschließen lassen – sie wurden oft esoterisch (verborgen) gedeutet.
 

Warum gelten sie nicht offiziell als „Okkultisten“?
 

Weil der Begriff „Okkultismus“ erst viel später entstand (ab dem 18./19. Jahrhundert), und oft mit Magie oder Geheimorden assoziiert wurde.
Aber vom Inhalt und Ansatz her gab es deutliche Überschneidungen – vor allem mit dem, was man als christliche Esoterik oder Mystik bezeichnet.

 

Fazit:

Ja, viele frühe Christen – besonders Gnostiker, Mystiker und kontemplative Asketen – würden nach der ursprünglichen Bedeutung des Begriffs als „Okkultisten“ gelten.
Nicht im Sinne von Magiern oder Ritualzauberern,
sondern als Suchende nach dem „verborgenen Licht“, nach dem Göttlichen hinter der äußeren Erscheinung, und nach Selbsterkenntnis als Weg zu Gott.

Mir ist Begriffsklärung in diesem großen Thema sehr wichtig. 
Ein Grund von (religiösen) Streitereien ist, dass man zwar oft die gleichen Worte benutzt, sich aber jeder was anderes darunter vorstellt. 
Daher bin ich gerne etwas ausführlicher darauf eingegangen. 

Religion
Esoterik
Okkultismus

Texte und Zitate

In diesem Bereich teile ich kleine Texte und Zitate, die mich während meines Weges oft begleitet haben. 
Sie haben mir sehr geholfen, mich immer neu inspirieren zu lassen und waren mir auch wenn es schwer wurde gute und wichtige Begleiter.
Vielleicht fühlst Du Dich von dem einen oder anderen ebenfalls, vielleicht sogar ganz spontan angesprochn oder tief berührt. 
Man sagt, die Texte echter Meister sind zeitlos. Liest man sie mit offenem Herzen und vielleicht ohne den alles beurteilenden Verstand, etwas zwischen den Zeilen oder lässt sie einfach auf sich wirken, kann es einen "packen" und die Wahrheit die durch den Text spricht - spricht unsere eigene Wahrheit an und geht unmittelbar mit ihr in Resonanz. 
Ich habe das mehr als einmal sehr eindrücklich erfahren und so wünsche ich es dem Leser auch.

Euer Martin 

"ES" - Das "Numinose" ist die Qualität, die untrueglich und unverwechselbar die Präsenz einer anderen Wirklichkeit im menschlichen Bewusstsein anzeigt. Kein Wort reicht aus, sie zu bezeichnen.
 

Sie ist niergends einzuordnen. Sie sprengt jedes Wort, jeden Begriff, jedes Bild, ist nicht der Superlativ eines besonderen Gefühls des schönen zum Beispiel oder des Guten.

Es ist ganz etwas anderes..... "
 

Im Zen wird diese Erfahrung im dritten von zehn Ochsenbildern dargestellt:
 

" Eine Nachtigall schlägt auf einem Zweig,

warm scheint die Sonne, sanft weht der Wind,

die Weiden grünen.

Dort steht der Ochse, wo könnt´ er sich verbergen?

Das herrliche Haupt, die stattlichen Hörner,

kein Maler kann solches je malen."
 

Karlfried Graf Dürckheim

Zen-Meister und Tiefenpsychologe

Das Numinose

"Das "Religiöse" ist eine höhere Form des Begreifens.

Das Numinose, ist das was einen erschreckt und das einen überweltlich "ergreift".

Das Leben des Rationalisten ist armselig eingeschrenkt und es kann ihn an jeder Stelle des Lebens der Schrecken packen, da er feststellt, dass sein Leben ohne Sinn ist.

In dieser Krise dann, kann er den ersten Schritt tun, durch Erforschen seiner selbst, diesen tiefen Sinn zu finden.

Der Theologe, wenn er von "Gott" spricht, spricht von etwas ganz anderem als der Mystiker, der erfahren hat, dass Gott eine innerpsychische Wirklichkeit ist."

Immer wenn der Mensch von etwas übermächtigem, auf innerliche, überwältigender Weise ergriffen wird, handelt es sich um das Phänomen, was die Religionen "Gott" nennen.

Schweizer Tiefenpsychologe, Begründer der Analytischen Therapie

C.G. Jung

"Numen (lat. numen „Wink, Geheiß, Wille, göttlicher Wille“) ist ein Fachbegriff der Religionswissenschaft, der von Rudolf Otto eingeführt wurde. Er bezeichnet die Anwesenheit eines absolut transzendenten, „gestaltlos Göttlichen“. Das Numinose bezieht sich auf das Gefühl der Ehrfurcht, des Ehrfurchtgebietenden oder des Heiligen in Bezug auf eine übernatürliche oder spirituelle Präsenz. Dieser Begriff wird oft verwendet, um das Unerklärliche oder Übernatürliche zu beschreiben, das in verschiedenen Formen der Spiritualität und Religion vorkommt. Es kann auch auf Erfahrungen außerhalb der religiösen oder spirituellen Sphäre angewendet werden, wie zum Beispiel auf Kunstwerke oder Naturphänomene, die ein ähnliches Gefühl des Staunens und der Ehrfurcht hervorrufen"

Rudolf Otto (1869–1937) entlehnte den Begriff Numen bzw. das Numinose aus dem Lateinischen, um das Göttliche, das Wunder des Seins zu beschreiben, losgelöst von allen Assoziationen, die von Wörtern der „natürlichen“ Sprache ausgehen. Für ihn ist das Numen außerhalb der menschlichen Realität und steht für die Sphäre des Heiligen. Es kann deshalb weder bewiesen noch widerlegt werden. Es lässt sich nur durch dessen Erfahrung wahrnehmen, und zwar entweder als mysterium tremendum (Schauder, Furcht) oder mysterium fascinans (Anziehung).

Rudolf Otto, geboren als Karl Louis Rudolph Otto (* 25. September 1869 in Peine; † 6. März 1937 in Marburg[1]), war ein deutscher Religionswissenschaftler und evangelischer Theologe.

"Ich erinnere mich, dass mein Vater gerne mit mir in den Wald ging und mich das Schweigen des Waldes hoehren lehrte. Und es war ein Sakrileg wenn ich auf einen Ast trat der krachte, das tat man nicht.

Also die Stille des Waldes war etwas, was von Kindesbeinen an, mir zu respektieren aufgegeben wurde.

Wenn sie die Stille des Waldes höhren und dann nochmal die Stille, die hinter dieser Stille ist, dann kann das Numinose sie anruehren... das Numinose...."
 

Karlfried Graf Duerkheim
 

Ein schönes Beispiel für das Erleben des Numinosen in der Natur.
Im Schweigen des Waldes — und noch tiefer, im Erleben der Stille hinter der Stille — kann uns das Numinosum ergreifen, wenn wir uns fern ab der Alltagsgedanken auf die Geräusche und die Stille dahinter einlassen....

Karlfried Graf Dürckheim

"Das Erlebnis kann hauchzart sein, aber auch eine gewaltige Erschütterung. Immer hat es etwas Befreiendes, etwas Erlösendes. Immer öffnet es uns einen neuen Sinn, in den etwas Verpflichtendes eingeschlossen ist, ein Auftrag. Ein neues Gewissen wird geboren."

 

Karlfried Graf Duerkheim

„Bogenschießen, Fechten, Speerkampf, alle Kampfkünste, Teezeremonie, Blumenstecken … in all diesen Künsten helfen richtiges Atmen,

richtige Haltung und richtige Stille dabei, den Menschen neu zu formen.

Das grundlegende Ziel ist immer dasselbe:

Durch unermüdliches Üben einer bestimmten Fertigkeit legt der Schüler schließlich das Ego ab – mit all seinen Ängsten,

weltlichen Ambitionen und dem Festhalten an objektiver Kontrolle.

Er legt es so vollkommen ab, dass er zum Werkzeug einer tieferen Kraft wird,

aus der die Meisterschaft instinktiv hervorgeht, mühelos, wie eine reife Frucht, die vom Baum fällt.“

 

-Karlfried Graf Dürckheim-

"Und je mehr sich der Therapeut darüber klar wird, daß der Mensch zu seinem wahren Selbst nicht aus der Ebene des raumzeitlich bedingten Psychischen (sei es das Bewußte oder Unbewußte) kommen kann, sondern daß ausschließlich aus der Tiefe seines überraumzeitlichen Wesens echtes Heilwerden möglich ist und daß dieses Wesen in jedem Fall der Strahlung des Wesens des Therapeuten unterliegt - um so mehr wird er sich in der therapeutischen Situation auf das Wesen des anderen einstellen, vor allem aber auch bemüht sein, selbst aus der tieferen Wirklichkeit seines Wesens dazusein.
 

Dies aber ist wiederum praktisch und fruchtbar nur möglich in dem Maße, als der Therapeut selbst wirklich existentiell verankert ist und sich selbst gläubig zur verpflichtenden Würde des Wesens bekennt. 
 

Das Wesen des Menschen und so eines jeden Menschen, ist die Weise, in der er teilhat am überraumzeitlichen, lebendigen Sein, das sich als das Größere Leben in seinem Kleinen Leben und so als das Wesen in seinem Selbst verkörpert und zu seiner raumzeitlichen Bekundung im« wahren» Selbste drängt.
 

In dem Maße nun, als es gelingt, dieses Wesen im anderen - quer durch alle raumzeitlich bedingten Ordnungen und Nöte hindurch - zu erreichen und anzusprechen und von ihm her den im ontischen Grunde des Selbstes verwurzelten gläubigen «Mut zum Sein» zu entbinden, in dem Maße wächst die Chance, daß im anderen eine von der Mitte her heilmachende Kraft frei wird,

die nicht in einem psychischen Vorgang, sondern in einem metapsychischen Durchbruch die seelische Wirklichkeit wesensgemäß neu ordnet. Das kann schlagartig geschehen. Und das bedeutet dann, daß zu der die Konstitution und Biographie eines Menschen allein ernst nehmenden «erhellenden Analyse» ergänzend hinzugekommen ist die erweckende Katalyse"

Karlfried Graf Dürkheim

Aus dem Buch Durchbruch zum Wesen

"Der Begriff des Numinosen umfaßt mehr noch als das Sakrale.

In ihm klingt die Ambivalenz des Transzendenten, also auch die

dunkle Transzendenz, mit an. Das Grausige, Gruselige, Gespenstische,

Teuflische hat auch eine numinose Qualität.
 

Die Qualität des Numinosen kann allem anhaften.

Sie kann erfahren werden in der Natur,
in der Begegnung mit einem Menschen, im Tanz, in der Erotik, in der Kunst (z.B. in bestimmten Augenblicken, wo das Wort „schön" nicht mehr zureicht).

Immer ist es, wie R. Otto für das Heilige gezeigt hat, zugleich ein

Tremendum und ein Fascinosum, das uns da anrührt. Es ist etwas,

das uns, wie C. G. Jung sagt, ,,überwältigt", uns mit den

Mächten des Anziehenden sowohl wie des Gefährlichen über

den gewöhnlichen Raum unseres Welt-Ichs hinaushebt oder

hinauslockt in eine andere, unseren Ich-Horizont transzendierende

Dimension, in der uns etwas erwartet, das vernichten kann

oder auch retten, gefangennehmen oder befreien. Immer aber

trägt uns das uns im Numinosen Anrührende irgendwie über

uns hinaus.
 

Die unheimliche Ambivalenz des Numinosen durchwittert

das Reich der Meister, der Künder und der Mittler des Verheißenen,

aber auch des Zerstörers all dessen, was sich ihm in

den Weg stellt. Gefahr ist in der Luft, die Gefahr, vernichtet zu

werden als das alte "Ich"; aber eben darum ist die Luft auch voll

der Verheißung eines neuen Seins. Und so ist der auf das Numinose

gerichtete initiatische Weg immer unheimlich umwittert,

von Gefahr und von Verheißung."
 

Prof. Dr. Karlfried Graf Dürckheim

"Wenn der Mensch urplötzlich von "dem ganz Anderen" berührt wird, verstummt er angesichts der verwandelden Urgewalt des Erlebten.

Im Angesicht des erlebten fallen alle Gedanken, Konzepte, Worte und Beschreibungen weg. Die Erfahrung geht über all das weit hinaus. Er wird an der innersten Wurzel, von Grund auf gepackt.

Erst wenn er aus dieser Erfahrung heraus, zurück in sein Alltagsbewusstsein tritt, versucht er Worte dafür zu finden, es zu beschreiben, sich selbst zu erklären und sich mitzuteilen...

Wohl dem, der dann einen Meister findet, der ihn dann behutsam weiterführt auf dem inneren Wege der Verwandlung, hin zur Erkenntnis seiner eigenen, wahren Natur, um immer dauerhafter transparent zu werden und es als ganz gewordene "Person" (Personare = durchtönen) mitten im Alltag zu bezeugen.

In der Gegenwart einer solchen Person wird einem ganz warm ums Herz. Man wird still.

Dinge die vorher kompliziert waren werden leicht.

Man wird inspiriert, nicht durch die Worte, sondern alleine durch die Präsenz, seiner Weisheit und Güte"

Nach Karlfried Graf Dürkheim

"Es sind die kleinen Dinge,

die uns brauchen,

denn wir hauchen

alle Lebensringe in sie ein.

Drum ergreift sie,

meine Hände,

voller Liebe,

denn es ist,

als bliebe,

ohne euch

am Ende

jedes Ding

allein.”

Zen-Lehrer und Tiefenpsychologe

Karlfried Graf Dürkheim
Begleitete über 60 Jahre Menschen auf dem inneren Weg

Vivekananda, am 12. Januar 1863 in Kolkata geboren, war der Hauptjünger Sri Ramakrishnas.

In seiner Begierde zu wissen, ob Gott wahr sei, fand er seinen Weg zu Sri Ramakrishna. Er fragte geradewegs: “Herr, haben Sie Gott gesehen?”

Die Antwort war herausfordernd: “Ja, ich habe Gott gesehen wie ich dich sehe, nur viel deutlicher.” Nicht nur das, er fügte noch hinzu:
“Wenn du es versuchst, kannst auch du Ihn sehen.” Religion ist eine Wissenschaft – sie ist beweisbar und auf ihre Richtigkeit nachzuprüfen, wenn wir den Mut haben sie zu testen.
Nachdem er die Wahrheit dieser Aussage untersucht hatte, sagte Swami Vivekananda später: “Wer nicht an sich glaubt, ist ein Atheist.” Er ist weithin bekannt für seine berühmten Vorträge, die er 1893 im Parlament der Religionen in Chicago gehalten hat und für seine Lehren, die er in Ost und West erteilt hat. Er gründete offiziell den Ramakrishna-Orden für Mönche.

 

“Alle Kraft ist in euch. Ihr könnt alles und jedes tun. Glaubt daran, glaubt nicht, dass ihr schwach seid... erhebt euch, erwacht, schlaft nicht länger. In jedem von euch liegt die Kraft, alle Bedürfnisse und alles Elend zu beseitigen. Glaubt daran, dass sich diese Kraft manifestieren wird.”

Swami Vivekananda (1863 - 1902)

Vivekananda

„Bequemlichkeit ist kein Prüfstein für Wahrheit, im Gegenteil, die Wahrheit ist oft weit davon entfernt, ‘bequem’ zu sein. Wer die ehrliche Absicht hat, die Wahrheit zu finden, muss auf Bequemlichkeit verzichten.“

Swami Vivekananda

"Sitze hingabevoll in Zazen,

lasse alles Dinge los,

dann wirst Du weit ueber Verblendung und Erleuchtung hinausgehen und abseits der

Pfade des Gewoehnlichen und Heiligen,

wirst Du Dich augenblicklich frei bewegen koennen,

bereichert von grosser Weisheit.

Wenn Du dies tust, wie koennen dann Jene

die sich mit der Reuse und dem Jagdnetz von

Worten und Buchstaben abgeben mit Dir verglichen werden!? "
 

Dogen Zenji

Aufbrechen

in einem doppelten Sinne

Beflügelt von des Lebens Schwingen,

wandel’ ich im Grün dahin.

Wenn Vögel lieblich, zwitschernd singen,

weiß ich, dass ich zu Hause bin.

Zu Hause auf dem endlos Wege,

vorbei an Hell und Dunkel immerzu,

zu suchen, was im Innern sich bewege,

mit Geist und Körper im ew’gen Nu.

Und wenn die Pole ewig streiten,

voll Zuversicht ich vorwärts geh’,

so will ich finden, oft in tiefsten Weiten,

Stille, die im Lärme zeigt sich je.

Wie auf dem Zafu stillen Tone,

weit ab von dem, was uns gewohnt –

steigt’s auf bis in die hohe Krone

und zeigt, was wirklich in uns thront.

Nicht einfach, sich ganz loszulassen,

sehr selten – und auch ewig rar.

Du kannst das Geheimnis kaum erfassen,

doch manchmal ist es hell und klar.

Wie ein Stern, der ewig funkelnd

in klarer Weite gleißend war –

versteht der Kopf, ganz ohne Kopfe,

dass hinter Hell und Dunkel

das ganze andre Lichte sich gebar.

Ein Übender,

Schönenbuch, 27.05.25

Die Versunkenheit nimmt dem menschlichen Geist

Bild und Form und alle Vielheit ab.

Er gelangt in eine wahrnehmende Unwissenheit seiner selbst

und aller Dinge

und wird in den Abgrund der ineinanderfließenden Einheit hineingetragen,

wo er Seligkeit erfährt.

Denn, Anfang und Ende sind EINS geworden

Und der Geist ist sich selbst entsunken ,

EINS mit dem Göttlichen geworden.

Heinrich Seuse 
Christlicher Mystiker

"Der Mensch, dem das innere Auge aufging, lebt wieder sein gewöhnliches Leben in Raum und Zeit, aber in Raum und Zeit ist das Überraumzeitliche drin.

Als "ICH", gespannt zwischen Vergangenheit und Zukunft, lebt der zum Sein Erwachte aus dem Wesen des ewigen "Nun".

Und weil er aus dem ewigen Nun lebt, ist Raum und Zeit verwandelt.

Der Mensch leidet wie der gewöhnliche Mensch, aber irgendwo leidet er doch,

als litte er nicht, und in allem Leiden der Welt verläßt ihn die strahlende Heiterkeit nicht, die aus dem Grund kommt."

 

Karlfried Graf Dürckheim

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